Nach einer kleinen Sommerpause sind wir nun zurück mit dem vierten Interview unserer 4. Staffel von „Zeig mir Deine Joomla Geschichte“.
Ich freue mich diesmal einen echten Joomla-Forum Supporter gesprochen zu haben. Tom Möller hat sich freundlicherweise Zeit genommen und mit mir unter anderem über das größte Deutsche Joomla! Forum gesprochen.
Wir erfahren ebenfalls bei welcher JUG-Gründung er seinen Anteil hatte und mit welchen scharfen Sachen er abseits von CMS und Agenturalltag hantiert.
Wir wünschen Euch beim Lesen des Interviews viel Spaß!

Tom, stell dich doch bitte kurz einmal vor?

Ich heiße Tom Möller und wohne mit meiner kleinen Familie in München. Mich kennt man in der Joomla-Community als „Indigo66“. Ich arbeite seit 12 Jahren als Frontend-Entwickler in einer Münchner Agentur, die vor mehr als 70 Jahren ursprünglich als Telefonbuchverlag gegründet wurde. Anfangs haben wir ausschließlich mit Joomla gearbeitet, mussten aber später, wegen Multi-Sites, auch andere CMS einsetzen.

Du hast deinen Communitynamen schon angesprochen. Ich habe dich vor einigen Jahren genau unter dem Namen: „Indigo66“ kennengelernt. Du warst und bist als Administrator des damals gerade neu aufgesetzten deutschen Joomla-Forums sehr hilfsbereit gewesen. Wie kam es dazu das du das Forum mit aufgebaut hast und was war oder ist mit dem „alten“ Forum passiert?
Ich liebe die Arbeit im Support. Sie ist für mich die Community-Arbeit an der Basis. Nirgendwo kommt man mit so vielen „Anfängern“ in Kontakt, als so.
Seit 2005 im damaligen Joomlaportal, bin ich schon als Supporter unterwegs gewesen und habe viel von den Problemen und Fehlern anderer gelernt, in dem ich versucht habe, die Probleme nachzustellen. So habe ich Joomla auf einer ganz anderen Ebene kennen- und schätzen gelernt.
Das Joomlaportal war kein „offizielles Supportforum“, wurde von einer Privatperson unterhalten, die sich nicht mehr selbst mit Joomla beschäftigte. Es war dort nicht immer freundlich und die technische Administration ließ sehr zu wünschen übrig.
Auf dem JoomlaDay 2013 in Nürnberg, kam der Wunsch der Community auf, dass es ein offizielles Supportforum über Joomla.de geben muss, geführt von aktiven Community-Mitgliedern. Nach einer Joomla-Day Session zu dem Thema, wurde ich gefragt, ob ich als sehr aktiver Supporter, beim Aufbau eines neuen Supportforums dabei sein will. Ich habe diese Aufgabe gerne übernommen und konnte ein Team von weiteren Admins und Moderatoren, die ich alle persönlich kannte und heute immer noch dabei sind, zusammentrommeln.
Seit Februar 2015 gibt es das forum.joomla.de.
Nach einer Zeit der parallelen Existenz mit dem Joomlaportal, hatte eine unvergleichliche Spam-Welle aus Asien, das damalige Joomlaportal zum Aufgeben gezwungen.


Welche Regeln oder Grundinformationen sollte man kennen bzw. angeben, damit einem im Forum schnell geholfen wird?
Im Prinzip ist es ganz einfach, so viele Informationen wie möglich. Ein Threadtitel, der schon auf das Problem hinweist und im richtigen Forenbereich gepostet wird. Dann ist die genaue Joomla- und PHP-Version oft entscheidend. Und auch wenn es der Fragesteller nicht für wichtig hält, einen Link zur Problem-Webseite sollte fast immer sein. Wir Supporter können so schon viel im Vorfeld analysieren, bevor eine Antwort oder gar Lösung gepostet wird. Und natürlich immer hilfreich, vor dem ersten Beitrag mal die Forenregeln durchlesen.

- Hier geht es zu den Forenregeln...


Wie groß schätzt du die Anzahl von regelmäßigen Helfern im Joomla! Forum ein und was denkst du sind die Gründe, dass diese Personen anderen kostenfrei helfen?
Regelmäßige Helfer sind es vielleicht nur eine Hand voll. Aber es ist die sehr hohe Qualität und nicht die Quantität, die das Supportforum so erfolgreich macht. Diese vielen Supporter sind unglaublich, antworten mitten in der Nacht, an Sonn- und Feiertagen und z.T. loggen sie sich, mit Erlaubnis des Fragestellers, in sein Joomla ein um helfen zu können. Großes Lob und Dank an dieser Stelle.
Im Großen und Ganzen können wir den Ton im Forum immer wieder auf einen freundlichen und sachlichen Level bringen. Wir Admins und Moderatoren kommunizieren eifrig miteinander und sprechen uns ab.
Ich bin sehr froh mit einem so tollen Team zusammen zu arbeiten.



Wie und wann bist du zum CMS Joomla! gekommen und was fasziniert dich daran?
Ich arbeite mit Joomla seit der Version 1.0.8, die ich aus einem dicken Handbuch mit CD-Rom installiert hatte. Damals hat mich Joomla wegen seines einfachen Templating gleich fasziniert. Alle Redaktionssysteme die ich vorher kannte, hatten feste Inhaltsstrukturen. Joomla konnte mit seinen Modulpositionen diese Strukturen aufbrechen und hat so meine Kreativität beflügelt.
Ein Aspekt fasziniert mich an Joomla seit der ersten Stunde, und zwar dass es Open Source in seiner für mich reinsten Form ist. Von der Community für die Community, ohne Chef oder Firma im Hintergrund. Wo gibt es das, dass es einen zusammengewürfelter Haufen Programmierer weltweit gibt, die zusammen eine kostenfreie, professionelle Software entwickeln? — Zusammen=Joomla eben —. Natürlich hat das auch ernstzunehmende Nachteile. Das zu erläutern würde diesen Rahmen aber hier sprengen.


Hast du Erfahrungen mit anderen Content Management Systemen (CMS)?
Vor Joomla habe ich andere CMS verwendet, z.B. PHP-Nuke oder PostNuke. Jetzt muss ich mich auch mit WordPress beschäftigen. Ich kenne Typo3, Drupal und Contao.


Joomla! 4 gibt es jetzt seit über einem Jahr, in ca. einem Jahr kommt Joomla! 5...
Was findest du bei Joomla! 4 besonders gut bzw. welches neue Feature war für dich eine Erleichterung?

Schon seit Joomla 3.7 habe ich die Benutzerdefinierten Felder (custom-fields) schätzen gelernt und immer wieder erfolgreich eingesetzt. Eines der Alleinstellungsmerkmale in Joomla ist der „Workflow“. Der Workflow hat riesiges Potential, das noch besser ausgeschöpft werden kann. Die Barrierefreiheit des J!4-Backends sehe ich ebenfalls als Alleinstellungsmerkmal und ist sehr viel besser benutzerspezifisch zu konfigurieren als in J!3 oder gar anderen CMS, was ich auch zu schätzen gelernt habe.


Abgesehen von der Forum-Community bist du auch in einer Joomla! Usergroup (JUG) organisiert?

Ja, Ich organisiere mittlerweile mit Christian Hamberger zusammen die JUG-München und wir veranstalten einmal monatlich einen Stammtisch. Das wird sehr gerne auch von neuen Joomlafreunden angenommen, um sich in ungezwungener Umgebung Tipps zu holen und zu fachsimpeln. Es gefällt ihnen so gut, dass sie dann bei den JUG-Treffen regelmäßig erscheinen.

- Hier gehts zur JUG-München...


Interessant! Wie kam es dazu und wer hat sie mit dir gegründet?
Damals im Joomlaportal startete ich eine Anfrage für Treffen von Münchnern (und Umgebung) Joomlanutzer. Das hat eingeschlagen wie eine Bombe. Christian Schmidt der als alter Joomla-Hase von Anfang an bei den Treffen dabei war, hatte dies als Grund genommen, ganz offiziell die Joomla User Group München zu gründen.

Zusammensitzende JUG München Mitglieder bei der Besprechung

Tom, wir haben unser Interview auf dem gerade hinter uns liegenden JoomlaDay 2022 in Bad Hersfeld ausgemacht. Wie hat es dir dort an den zwei Tagen gefallen und welcher Vortrag war speziell für dich besonders interessant?
Außer bei den pandemiebedingten Online-JoomlaDays 2020 und 2021 zuletzt, bin ich seit 2012 beim JoomlaDay in Berlin, regelmäßig Gast.
Mit Joomla-4 ist uns ein besonders effektives Werkzeug bezüglich Pagespeed und SEO in die Hand gelegt worden. Mich hat es sehr interessiert und angespornt wie ich hier noch mehr aus Joomla rausholen kann.
Sehr interessant war es diesmal, dass es einen Vortrag über Biohacking bzw. Work-Life-Balance gab. Aus Erfahrung weiß ich, dass auf diesen Aspekt der Lebensführung, in Anbetracht von Burnout, der digitale Freizeit-, Arbeitswelt, ein besonderes Augenmerk gelegt werden sollte.

- Hier gehts zur Webseite des JoomlaDay D-A-CH...


Gehen wir mal kurz etwas weg von der Joomla!-Welt. Was machst du abseits vom Büro? Was sind deine Hobbys in deiner Freizeit?
Ich bin ein Familienmensch, daher nimmt meine kleine Familie einen Großteil meiner Zeit in Anspruch.
Da ich aber auf ein ausgeglichenes Verhältnis von Familie, Arbeit und Joomla-Community Wert lege, habe ich ein Hobby als persönlichen Rückzugsort.
Als Handwerker und Messermacher, sehe ich mein Hobby als Gegenpol zu meiner digitalen Arbeitswelt. Es ist zu tiefst befriedigend, am Ende meines Messer-Projektes, etwas analoges, beständiges, vielleicht sogar etwas für die Ewigkeit, hergestellt zu haben.
Meine handgemachten Messer zeige ich gerne, natürlich über meine Joomla-Webseite https://cultro-monaco.de, der Öffentlichkeit. Da erkläre ich, warum es „Cultro-Monaco“ heißt, warum ich das Hobby mache und was mich an der analogen Welt weiterhin so fasziniert.

Tom beim Schmieden seiner Messer

Nochmal zurück zu unserem Lieblings CMS! Was erwartest du von Joomla! 5 und was könntest du dir sehr gut als neues Feature vorstellen? Oder: was vermisst du im Joomla! Core?
Für Joomla 5 hoffe ich auf die Multisite-Fähigkeit. Ich wünschte mir, für meine Kunden, einen Pagebuilder für den Content. Ein zukünftiges Pagebuilder-Standardtemplate wäre sehr cool und würde allen anderen CMS endgültig den Rang ablaufen.


Es gibt Stimmen die behaupten der Markführer WordPress und andere „einfache“ Systeme für die Hobbyseitenersteller drücken Joomla! vom Markt. Was denkst du, wo befindet sich Joomla! in fünf oder vielleicht 10 Jahren?
Ich wage keine 10 Jahres Prognose, da ist unsere Welt momentan zu unstetig und zu schnelllebig. Joomla wird aber, denke ich, in 5 Jahren seine Position, in welche es gerade drängt, verstärken. Meine persönliche Ansicht mag ich gerne erklären. Die Stimmen haben recht. Joomla ist im Bereich der "einfachen Systemen" vom Markt gedrängt worden. Das Netz ist aber auch übersättigt von "einfachen Seiten" die mit "einfachen Systemen" erstellt wurden, die im Prinzip nichts anderes sind als Firmenportraits oder Visitenkarten, ohne nennenswerte Funktionalität. Daher sehe ich Joomla schon seit einiger Zeit nicht mehr in direkter Konkurrenz zu den "einfachen Systeme". Meiner Ansicht nach wird Joomla immer stärker "das CMS im Agenturbereich" sein, womit richtig große, funktionelle Seiten realisiert werden können. Den Einsatz von Pagebuildern sehe ich hier in keinem Wiederspruch. Sie machen ein System zwar einfacher, aber vor allem effektiver. Ein Vergleich; Wenn ich mein Handwerk beherrsche, kann ich auch auf immer mehr hilfreiche Tools zurückgreifen um meine Arbeit effektiver zu gestalten. Meine Messer baue ich ja auch nicht mehr wie mein erstes, mit Metallsäge, Feile und Schleifpapier, sondern Schleifmaschinen und vielen Spezialwerkzeugen.

Das höhrt sich doch gut an! Vielen Dank für Deine Zeit und Antworten!
Ich DANKE dir

 

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