Die Temperaturen sind meist über 20 Grad und in Deutschland sind die Sommerferien im vollen Gange oder stehen noch bevor. Was gibt es da Besseres als mit einem Lehrer über Joomla! zu sprechen. Kurz vor dem Schuljahresende habe ich mit Jörg Hecht gesprochen und einige Einblicke über sein „Joomla!-leben“ in Verbindung mit seinem Beruf bekommen.
Ich wünsche Euch viel Spaß beim Lesen des letzten Interviews in der 2. Staffel von „Zeig Mir Deine Joomla! Geschichte“
Im Herbst 2019 geht es dann hoffentlich mit weiteren Interviews weiter!
Viel Spaß!

Jörg, stell Dich doch bitte kurz einmal vor?
Ich bin der Jörg (Hecht), inzwischen 58 Jahre alt. Meine beruflichen Anfänge gehen auf das Jahr 1988 als Lehrer in der DDR zurück. Im Jahr 1994 habe ich den Beruf für 9 Jahre gegen einige Tätigkeiten in der Wirtschaft (IT-Schulungen u a.) getauscht, um dann 2003 meine alter Heimat Sachsen-Anhalt zu verlassen und wieder hauptberuflich als Lehrer für Mathematik, Informatik und Physik an einer Gesamtschule (Klassen 5 – 13, alle Schulabschlüsse) in NRW einzusteigen. Ich bin verheiratet und kinderlos..

Wie bist Du das erste Mal auf Joomla! aufmerksam geworden?
Verrückte Geschichte. In meiner „neuen“ Schule war die Schulhomepage herrenlos geworden. Als neuer Kollege habe ich dann die Aufgabe zur Betreuung recht schnell „gewonnen“. Es war ein MS-FrontPage-Web! Das war ganz offensichtlich eine Sackgasse. Ich habe mich in aller Kürze mit einigen CMS beschäftigt. Vorkenntnisse hatte ich ja keine. In meiner Erinnerung schwirren noch Typo3, WebsiteBaker und Contenido (jetzt Contao) rum. Es musste ja schnell gehen. Aus dem Bauch heraus habe ich mich nach einigen Tests für Joomla (damals Version 1.5) entschieden. Und es nie bereut.

Wie und wo setzt Du Joomla! ein?
Die Betreuung der Schulwebseite habe ich vor drei Jahren abgegeben (nicht ganz auf eigenen Wunsch, aber egal). Um im Thema zu bleiben habe ich für einen hiesigen Angelverein eine Webseite mit Joomla aufgesetzt und betreue diese ehrenamtlich. Und meine eigene private Seite läuft natürlich unter Joomla.

Hast Du als Lehrer eventuell auch schon jungen Menschen Joomla nahe gebracht?
Im eigentlichen engeren fachlichen Sinne nicht. Dazu lassen die Kernlehrpläne in NRW keine Zeit. Um einige Unterrichtsvorhaben mit Anwendungsbeispielen zu untermauern ist Joomla allerdings schon recht gut geeignet. Unsere Schule versucht, wenn möglich, freie Software einzusetzen. Beim Unterrichtsthema „Open Source“ kannst Du mit Joomla natürlich aus dem Vollen schöpfen. Im Unterrichtsvorhaben „Datenbanken“ (in NRW SQL) verwende ich Joomla regelmäßig, um praktische Einsatzmöglichkeiten zu demonstrieren.

Ist das „Lehrerdasein“ mit den „neuen“ Medien einfacher als früher?
Für mich in jedem Falle einfacher als früher. Neue Medien im Allgemeinen, Computer und Internet im Speziellen, sind für mich wichtige Werkzeuge im Berufsalltag. Auch mein Berufsstand kommt um Veränderungen nicht herum. Allerdings ist meine Schule, dank Unterstützung durch den Schulträger, in diesem Thema auch recht gut aufgestellt.

Man liest ja oft das nicht in allen Schulen das 20. Jahrhundert so richtig angekommen ist bzw. können sich Kommunen gute Technik nicht leisten?
Was ist bei euch da besonders oder alles vorhanden?
Über andere Schulen kann ich nicht viel sagen, bei einigen muss es aber wirklich traurig aussehen. Zu uns in aller Kürze: Wir haben Konzepte und die notwendige Infrastruktur. Informatik ist in NRW in der Sekundarstufe I in NRW kein Pflichtfach. Wir erlauben uns trotzdem ein Fach zum Thema informationstechnische Bildung für alle Schülerinnen und Schüler verbindlich in den Stundenplan zu schreiben. In der Sekundarstufe II wird Informatik als Grundkurs bis zum Abitur angeboten. Im Bereich der Arbeitsgemeinschaften wechseln Angebote zum Programmiereinstieg mit Scratch und Lego Mindstorms, wir haben ein einfaches CAD-Gerät (Schneiden von Styropor) und eine feste AG „Bühnentechnik“.
In Sachen Infrastruktur sind wir ordentlich versorgt. Von der IT-Abteilung der Kommune verwalteter zentraler Server, Glasfaseranbindung, schnelles Internet, WLAN in der ganzen Schule. Auf 800 Schülerinnen und Schüler kommen ca. 150 Computer (i5, SSD mit Windows 10), 30 Beamer, 9 Räume mit interaktiven Whiteboards. Der erste Satz Tablets für den Unterrichtseinsatz wird in diesem Jahr angeschafft. Zum Glück ziehen viele Lehrerinnen und Lehrer mit. Mit drei Kollegen könnten wir das System so neben dem Unterricht sonst nie managen

Zurück zu Joomla, Was ist das Besondere an Joomla! für Dich?
Mit anderen CMS habe ich ja keine Erfahrungen. Alle eventuellen Vergleichsversuche erübrigen sich also. Wenn Du nun wissen willst, warum ich keine Wechselgefühle hege, gibt es zwei Punkte zu nennen. Erstens: Mit Joomla kann ich alles das umsetzen, was ich mit meinen beiden kleinen Seiten umsetzen möchte. Auch ohne Webentwickler zu sein lässt sich mit einem vernünftigen Aufwand viel erreichen. Zweitens: die Community. Freundliche und hilfsbereite Menschen, die die Grundidee des Internet leben. Ich ziehe insbesondere meinen Hut vor Menschen, die mit Joomla ihren Lebensunterhalt verdienen und doch ihr Wissen kostenlos mit Hilfesuchenden teilen. Und das alles ohne Überheblichkeit oder Besserwisserei. Kannst Du Dich an ein Beispiel im Forum erinnern, bei dem Ton und Inhalt „aus dem Ruder gelaufen“ sind? Ich nicht.

Du bist im Deutschen Joomla Forum auch als Helfer aktiv. Wie kamst Du dazu bzw. was motiviert Dich? Was ärgert Dich?
Ende der Nuller-Jahre bin ich mit einer Frage zu JDownloads in das alte Joomlaportal gestolpert. Die Frage konnte schnell geklärt werden und durch Mitlesen habe ich jede Menge gelernt. Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich bei einigen Fragen die gleichen Antworten gegeben hätte wie die Supporter. Irgendwann (ca. 3 Jahre später) habe ich mich auch einfach mal getraut zu antworten. Als ich nicht „in der Luft zerrissen wurde“ habe ich einfach weiter gemacht. Das war der Anfang und als das Deutsche Joomla Forum dann online ging bin ich einfach mitgegangen. Berufsbedingt freue ich mich, wenn ich auch mit meinen vergleichsweisen geringen Kenntnissen anderen mal helfen kann. Was mich ärgert? Am Forum überhaupt nichts. Persönlich eher die Tatsache, dass mir oft die Zeit fehlt, um intensiver am Thema zu bleiben.

Bist Du in einer JUG oder in einer ähnlichen Joomla Gruppe organisiert?
Nein. Ich möchte jetzt nicht mit der „Bielefeld-Verschwörung“ kommen, aber bezüglich JUG ist Ostwestfalen-Lippe (OWL) ein unbeschriebenes Blatt. Und Hannover oder das Sauerland sind leider etwas zu weit entfernt.

Hast Du eventuell schon mal Veranstaltungen oder Communitytreffen besucht?
Nein, leider noch nicht…

Welche Erweiterung, ext. Modul bzw. Plugins sollte Deiner Meinung nach in den Joomla! Core eingebunden werden und was erwartest Du von Joomla! 4?
Joomla ist im Laufe der Jahre doch ein ziemlich mächtiges Tool und damit dickes Schiff geworden. Mehr sollte da auf keinen Fall hinein. Eher weniger. Das Prinzip der Erweiterungen ist ausgereift und kann genutzt werden. Als Anwender wünsche ich mir ein (falls schon vorhanden, offensiver kommuniziertes) Qualitätsmanagement der Erweiterungen.

Was machst Du in deinem „anderen Leben“?
Raus gehen an die frische Luft. Neben langen Wanderungen gelingt mir Entspannung noch am Besten bei ausgiebigen Motorradtouren mit Freunden. Mein altes Mopped hat keinen Computer (und das ist gut so).

 

Möchtest du uns auch deine Joomla!Geschichte erzählen? Dann schreib mir doch eine E-Mail an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.