Bild von Uwe

Der Winter ist da und wir haben uns in eine „warme Stube“ zurückgezogen. Bei einer heißen Tasse Kaffee konnte ich mit einem sogenannten „Hoster“ sprechen. Ich freue mich diesmal mit dem Betreiber des Hostingunternehmens www.fc-hosting.de - Uwe Flottemesch in unserem 5. Interview unserer 4. Staffel von „Zeig mir Deine Joomla Geschichte“ gesprochen zu haben. Wir erfahren, wie das Unternehmen dank Mambo bzw. Joomla! eine rasante Entwicklung genommen hat. Was wichtige Sicherheitsaspekte sind und warum man beim Onlineschach durchaus auch mal gegen Uwe antreten könnte!
Wir wünschen Euch beim Lesen des Interviews viel Spaß

Uwe, stell dich doch bitte kurz einmal vor?
Mein Name ist Uwe Flottemesch und ich betreibe u. a. das Hostingunternehmen unter fc-hosting.de. Ich bin gerne mein eigener Herr und daher schon lange als selbstständiger Unternehmer tätig. Ich bin verheiratet, habe mit meiner Frau zwei Kinder, die mittlerweile erwachsen sind. Meine politische Orientierung ist für einen Unternehmer eher untypisch „liberal grün“. Privat und geschäftlich versuche ich im Rahmen meiner Möglichkeiten den grünen Gedanken umzusetzen (privat und gewerblich nur Ökostrom, PV-Anlage, E-Auto, papierloses Büro, zurückhaltende Lebensweise…).

 

Du bist mit deinem Unternehmen fc-hosting.de als „Internet Service Provider“ am Markt aktiv. Wie lange machst du das schon und wie kam es dazu?
Das war eigentlich ungeplant. Ich betreibe seit über 22 Jahren einen Fernschachserver (freechess.de) und habe mich gefühlt schon seit Ewigkeiten mit Internet, Webprogrammierung und allgemeinen IT-Themen privat und beruflich beschäftigt. In meiner alten Firma war ich für das Intranet, den Webauftritt und andere IT-Bereiche zuständig.

Die anfänglich nebenberufliche Gewerbetätigkeit wurde mit der Zeit immer umfangreicher. Neben dem Schachserver habe ich mit Webdesign und Hosting begonnen. Mambo war mein favorisiertes CMS. Schnell habe ich gemerkt, dass hier viel mehr Potenzial drin steckt und so kam es zum Sprung in die komplette Selbstständigkeit.

Damals war das sogenannte „wwwrun-Problem“ ein großes Thema bei den damaligen Hostern und führte zu großen Problemen bei den damaligen Scripten wie Mambo und etwas später Joomla!. Auf meinen Servern wurde das Problem umgangen und aufgrund einer sehr aktiven Kommunikation und Supporttätigkeit in den damaligen Foren und viel Mundpropaganda strömten massenhaft Mambo- und später Joomla!-User zu uns. Mittlerweile gab es den ersten Angestellten und wir mussten aller paar Wochen neue Server kaufen.



Was sind eure Leistungen, bei denen ich als Joomla-Nutzer profitiere?
Wie bereits erwähnt bin ich persönlich schon seit Mambo-Zeiten mit dem CMS verbunden und bis heute betreibe ich selbst drei weitere eigene Joomla!-Websites. Weil der Bekanntheitsgrad von fc-hosting.de nach wie vor in der Joomla!-Community sehr hoch ist, sind schätzungsweise 50% aller Kunden immer noch Joomla!-User. Das heißt, bei uns laufen viele Supportanfragen in Bezug auf Joomla! auf. Direkter Script-Support ist eigentlich nicht Bestandteil eines Hostings, aber die typischen Fragen sind uns alle bekannt und diese beantworten wir dann auch. Für komplexere Probleme verweisen wir auf unser Partnernetzwerk, in dem diverse bekannte Joomla-Profis (und andere) zu finden sind.

Darüber hinaus bieten wir über unseren App-Installer einige der beliebtesten „free templates“ an. Diese Quick-Install-Installationen werden von uns auf die jeweils aktuellste Version von Joomla! portiert und enthalten auch einige Anpassungen, wie z. B. das Übertragen externer Fonts in den lokalen Bereich.


Sicherheit ist auf Servern und im Hostingbereich sehr wichtig. Wie schützt ihr eure Kunden oder was siehst du aktuell als große Sicherheitsgefahren in deiner Branche?
Die größte Gefahr ist nach wie vor die fehlende Erkenntnis zur regelmäßigen Wartung. Also veraltete Scripte, unzureichende Absicherung der Backendbereiche, fehlender Spam-Schutz bei Formularen usw. Quasi alle Hacks, die wir bislang untersuchen mussten, das sind Hunderte, hatten letztlich diese Ursachen.
Der providerseitige Schutz der Server ist natürlich unsere Aufgabe und die nehmen wir extrem ernst. Diese Maßnahmen hier zu schildern würde den Rahmen bei Weitem sprengen und sind zum Teil auch Betriebsgeheimnis, denn wir setzen auch eine Vielzahl selbst entwickelter Software ein. Aber: Je höher der Sicherheitsgrad, desto restriktiver sind die Freiheiten der Scripte und das kann im Einzelfall auch zu Einschränkungen führen. Als Beispiel nenne ich die Nutzung der Office-Funktionen in Nextcloud, die ein Binary-Zugriff auf Hostingebene erforderlich machen und die bei uns strikt nicht möglich sind. Weder per PHP noch per SSH. Somit kann auch kein Hacker eigene Binaries ausführen.

Daneben sind Backups und nochmal Backups eines der wichtigsten Hilfsmittel. Neben der Bereitstellung einfach zu handhabender Backup-Funktionen durch den Kunden, sichern wir alle Kundendaten automatisiert und mehrfach und für die meisten Server zusätzlich auch in externen Rechenzentren. Wir betreiben in einem extra Rechenzentrum mittlerweile eine ganze „Backup-Serverfarm“.

Bild eines Servers

Ein typischer Server, wie wir ihn für unsere Hostsysteme nutzen



Ihr arbeitet eng mit Agenturen zusammen, die auch in der Joomla!-Community vertreten sind. Wie schätzt du euren Kontakt zu der J!-Community ein und warst du schon Mal auf einem Joomla!-Community-Event vor Ort?
Mein Networking ist eher beschränkt. Das war immer schon so, ich bin nicht so der Typ dafür. Auch Social-Networking ist nichts für mich. Online war ich aber sehr aktiv, als es noch das Joomla!-Portal gab. Danach sind diese Aktivitäten abgeflaut und langsam mache ich in den Foren wieder etwas mehr. Für Vor-Ort-Treffen oder Engagement in JUG-Gruppen fehlt mir allerdings auch die Zeit. Die Beschäftigung mit Joomla! alleine ist zudem in den Hintergrund gerückt, weil alles rund ums Hosting einfach meine Zeit vollkommen ausfüllt und da geht es lange nicht nur um Joomla!.



Welche andere CMS sind bei euch auf den Servern im Hostingbereich installiert?

Joomla! und WordPress sind die Favoriten, wobei aber immer mehr Kunden auf Wordpress umsteigen, das muss man mit einem weinenden Auge erkennen. Joomla! ist für viele einfach zu kompliziert geworden. Insbesondere die Migrationen auf neue Major-Versionsserien machen Probleme und sind dann Anlass umzusteigen. So ist jedenfalls unser Feedback. Daneben gibt es viele: Nextcloud, Shopware, Typo3 und Conato-Installationen.



Joomla! ist also nicht mehr so attraktiv?
Für den „Otto-Normal-Webmaster“ würde ich sagen: Ja. Allerdings gilt das nicht für Experten. Joomla! entwickelt sich nach meiner Einschätzung zu einem Expertensystem, womit fast alles möglich ist. Die entsprechende Fachkenntnis und Einarbeitung vorausgesetzt, aber nicht so komplex wie Typo3.


Was bedeutet das für Euch als „Joomla!-Hoster“?
Jeder Hoster bezeichnet sich mittlerweile auf den entsprechenden Landingpages als Joomla-Hoster, WordPress-Hoster usw. Tatsächliches Spezialwissen steckt selten dahinter. Daher kann man heute als kleiner bis mittelgroßer Hoster auch nicht mehr gegen die Großen der Branche mit solchen Bezeichnungen punkten.

Wir haben deshalb sehr früh schon auf ein sehr breites Leistungsportfolio gesetzt. Neben dem reinen Hosting, gibt es Managed-Server, Groupware-Lösungen, E-Mail-Archivierung, Jisti-Server, Zertifikate, Domains, Reselling-Leistungen u. a. Nur so und mit einem sehr kundennahen Support kann man in dieser von Dumping geprägten Branche überleben.



Wie habt ihr die Coronazeit überstanden?
Corona hatte für uns organisatorisch und technisch keinerlei Auswirkungen. Wir arbeiten seit Jahren nur noch im Homeoffice. Kein Mitarbeiter muss noch ins Büro fahren. Das ist umweltfreundlich und effektiv. Ich habe hier zwar zwei Büroräume mit drei Arbeitsplätzen, aber die werden nur noch selten durch Mitarbeiter genutzt. Die moderne Technik macht es möglich derart dezentral und doch technisch zusammen zu arbeiten. Wir arbeiten nur noch papierfrei und sind über hochsichere eigene VPN-Server verbunden.

In den Rechenzentren wird unsere eigene Hardware von Fachpersonal vor Ort gewartet. Eine Fahrt ins Rechenzentrum kommt daher nur noch selten vor. Daneben buchen wir uns auch in große Cloud-Netzwerke ein, wo die Hardwarewartung sowieso nicht mehr unsere Ausgabe ist.



Im Leistungsbereich eures Unternehmens kann man natürlich auch Webadressen mit den verschiedensten Domainendungen bestellen. Wie läuft so was ab und warum kostet z. B. eine .bingo-Endung das Doppelte wie eine .center Endung? Wer gibt diese Preise „vor“?
Die Preise werden von den Registrierungsbehörden bestimmt, bzw. von unserem Registrar, über den wir registrieren. Die Kosten, die wir dann an die Kunden weitergeben, haben nur sehr geringe Gewinnmargen. Hinzu kommt, dass alle Hostingpakete auch Inklusivdomains haben, sodass Domains leider kein Geschäftszweig sind, womit man sich eine goldene Nase verdient. Es ist ein notwendiges Übel, mit einem hohen Risiko, denn wir müssen natürlich alle Domains immer bezahlen, auch wenn Kunden zahlungsunfähig werden.



Welche Projekte und Umfragen führt ihr durch um mit euren Kunden in Kontakt zu kommen?
Wir sind sehr zurückhaltend bezüglich der ungefragten Ansprache an Kunden. Also Newsletter, Anfragen, Werbung usw. Wir machen auch keinerlei Werbung in unseren Verwaltungsbereichen und nerven Kunden mit irgendwelchen „Aktionen“. Ich persönlich hasse das und mache das deswegen selbst auch nicht. Bei neuen Produkten oder neuen Features gibt es mal einen Newsletter, aber das ist auch schon alles.

Wenn Kunden Kontakt zu uns suchen, sind wir leicht erreichbar und rufen auch bei jeder Voicemail zurück. Wir haben mit dieser zurückhaltenden Weise gute Erfolge.

Uwe am Strand


Was machst du in deiner Freizeit oder welche Hobbys hast du?
Wie schon erwähnt betreibe ich auch einen Fernschachserver. Dort gibt es eine große Community und viele Turnierleiter, mit denen ich ständig in Kontakt bin. Da gibt es laufend etwas zu tun und zu regeln und manchmal auch zu programmieren und wie in jeder Community auch Streitigkeiten zu schlichten. Derartiges kann man nur als Hobby auf sich nehmen :-)

Daneben reise ich gerne mit Frau und Hund und unserer Wohnkabine, wenn es sich ergibt auch Offroad-Strecken und einsame Strände. Ich habe ein Faible für Lenkdrachen und bin absoluter Film-Fan. Früher war das Motorrad meine große Leidenschaft, der ich über 20 Jahre treu geblieben bin. Mit den Kindern hat das dann aufgehört, aber ich kann mir vorstellen mir wieder eine Maschine zuzulegen… es gibt ja mittlerweile auch tolle E-Motorräder.

Allerdings muss ich sagen, dass der alte Spruch „Selbstständig heißt selbst und ständig zu arbeiten“ tatsächlich stimmt. Daher habe ich leider viel zu wenig Zeit für Hobbys.


Ich DANKE dir für Deine Zeit und Antworten und wünsche Dir immer einen guten "Schachzug" in der Hinterhand.

 

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