Unter dem bedeutsamen Titel „Forum for the Future“ traf sich auf Einladung* des Board of Directors eine gemischte Gruppe von mehr als 70 Personen im spanischen Malaga, um genau diesem Thema Raum zu geben. Zu den Teilnehmern vor Ort kamen weitere per Videochat zugeschaltete Personen.

Wohin soll die Reise gehen, was sind die Herausforderungen und Stolpersteine? Ebenso war das Herausarbeiten aktueller Probleme auf der Tagesordnung.

Im Barcamp-Stil vorankommen

Ohne eine streng vorgegebene Agenda sollte möglichst frei erarbeitet werden, welche Ansätze es für die Zukunft des weltweit zweitgrößten CMS-System geben kann.

Es bildeten sich im Kern vier Gruppen: Technologie, Marketing, Engagement und Professionalisierung.

Die einzelnen Arbeitsgruppen stellten Livestreams zur Verfügung, um der Joomla Community die Möglichkeit zu geben, Diskussionen und die Arbeit der Gruppen über weite Strecken zu verfolgen.

Eine offizielle Zusammenfassung der einzelnen Gruppen ist für die kommenden Tage zu erwarten. Vorab kann man aus den Stimmen einzelner Teilnehmer filtern, dass es insgesamt eine sehr produktive Atmosphäre während dieser Tage gab, die Problemstellungen, aktuelle Position von Joomla! im Markt sowie die zukünftige Entwicklung aber sehr unterschiedlich beurteilt wird.

Einer der Diskussions-Schwerpunkte war die Entwicklung und Veröffentlichung von Joomla 4, dessen Release aktuell noch nicht neu terminiert ist, nachdem der Termin für die Beta nicht gehalten werden konnte.

Joomla 4 Release Blocker lösen

Die Technologie-Gruppe hat sich darauf geeinigt, eine Liste von Release-Blockern für Joomla 4 zu erstellen und diese mit Priorität abzuarbeiten. Das ist auch bereits im ersten Ansatz passiert und kann auf GitHub eingesehen werden.

Weitere Ziele im Bereich Technologie war die Definition von Kurz-, Mittel- und Langzeit-Zielen. Hier stand für die nahe Zukunft Joomla 4 an erster Stelle, die Aufarbeitung der Blocker ist essentiell. Die mittel- und langfristigen Ziele werden im Nachgang erarbeitet und in strukturierter Form veröffentlicht, eventuell mit einem Voting. Die Gruppe sah es als wichtig an, dass hier nicht nur Entwickler beteiligt sind, sondern die gesamte Breite der Community - Webhoster, Integratoren, Nutzer und Marketing sollten an der Planung neuer Features mitarbeiten.

Joomla!-Marketing nimmt Arbeit wieder auf

Im Bereich Marketing war einer der wichtigsten Punkte wieder ein Marketing-Team zusammen zu stellen, nachdem dieser Bereich in den vergangen Jahren sehr unter dem Fehlen Freiwilliger und folglich dem Fehlen entsprechender Strukturen gelitten hat. Dies gelang auch während der Tage und neben dem im letzten Jahr neu gewählten Leiter des Departement „Marketing & Communication“ Eric Lamy hat auch das Team „Marketing“ mit Jonathan Gafill wieder einen neuen Teamleader.

Die Ziele des Departement sind die Strukturierung der Arbeitsbereiche, der Austausch mit den Entwicklern sowie die Reaktivierung der „User Research & Strategy Working Group“.

Daneben sollen Strategien zur Vermarktung von Joomla 4 erarbeitet werden.

Professionalisierung durch Strukturierung

Der Bereich „Professionalism“ möchte als übergreifende Vision in den Vordergrund stellen, dass Joomla! als relevanter Teil des Internets eine professionellere Sichtweise nach außen einnehmen muss: „Joomla is a business which comprises a software package and a community, it is important to understand and accept both.“ (Joomla ist ein „Geschäft“, das ein Softwarepaket und eine Community umfasst, es ist wichtig, beides zu verstehen und zu akzeptieren.)

Aus dem Ziel heraus eine im Markt führende Software zu liefern, muss die Außendarstellung professioneller werden und über eine Roadmap verfügen, die den Blick des Projekts auf den Markt und seine Community wiederspiegelt. Und nicht nur das, für das sich die Entwickler begeistern.

In diesem Zusammenhang wurde das Thema von bezahlten Positionen innerhalb der Organisation angesprochen, die Management-Positionen als Vollzeit-Job besetzen sollen. Zum Beispiel die Position eines Projektmanagers oder die eines „Product Owners“, der die Bedürfnisse des Marktes beobachten und im Projekt priorisieren soll.

Ebenso stehen bezahlte Entwickler mit dem Blick auf die Einhaltung der Roadmap zur Diskussion.

Volunteers als Stütze der Community

Unabhängig davon steht die Mitarbeit und Begeisterung der freiwilligen Helfer als zentrale Stütze des Projekt weiter im Vordergrund. Diesem Thema widmete sich der Bereich „Engagement“.

Die Ziele in diesem Bereich umfassen sowohl eine deutliche Vereinfachung des Prozesses eine Joomla User Group (JUG) zu gründen, Logo-Zwänge und geografische Regeln sollen gelockert werden. Auch „virtuelle“ JUG‘s sollen ausdrücklich erlaubt sein.

Außerdem will man Konzepte erarbeiten, um Joomla im Bildungsbereich zu positionieren und dafür aktiv mit Schulen und Lehrkräften daran arbeiten, das CMS sowohl im Unterricht als auch in den Lehrmitteln zu verankern.

Neben der Vereinfachung des Einstiegs in die Mitarbeit sollen auf joomla.org gezielte Aufforderungen (call-to-action) integriert werden, die den potentiellen Helfer schneller ans Ziel führt.

Auch die Zertifizierung war Thema und soll weiter ausgebaut werden. Neben der schon existierenden Administrator-Zertifizierung soll eine Anwender-Zertifizierung entwickelt und im Markt positioniert werden.

Ein Aufbruch?

Insgesamt wurden viele Ansätze und Ideen beim „Forum for the Future 2020“ erarbeitet. Inwieweit diese Ideen dann umgesetzt werden, hängt auch von der Beteiligung der Community sowie sicherlich von einer möglichen Bereitstellung von Budget für dieverschiedenen Bereiche ab. Offen auch die Frage wie diese Geldmittel zukünftig erwirtschaftet werden können. Konkrete Wege konnte man verständlicherweise im Rahmen dieses Forum noch nicht vorstellen, hier wird die Zukunft zeigen, wie das Projekt Joomla! diese Herausforderungen stemmt.

Mithilfe in allen Bereich ist da sicherlich eine erhebliche Unterstützung. Wer sich aktiv beteiligen möchte, findet im Volunteers-Bereich von joomla.org oder in den Glip-Chats der Community weitere Informationen.

      *Über Forum for the Future

Die Veranstaltung wurde von Open Source Matters veranstaltet und finanziert. Viele der Teilnehmer trugen Ihre Reisekosten selber, für andere wurde das „Joomla! Event Traveller Programme“ (JET) geöffnet. Unter bestimmten Voraussetzungen können Teilnehmer die Reisekosten für festgelegte Joomla-Events erstattet bekommen, um Ihnen die Teilnahme zu ermöglichen. Eine der Voraussetzungen ist ihre bisher geleistet aktive Mitarbeit am Projekt. Welche Voraussetzungen im Fall des FftF notwendig waren, ist joomla.de nicht bekannt.

Wer eingeladen wurde und welche Auswahl-Kriterien dabei zugrunde gelegt wurden, wurde bisher nicht veröffentlicht.

Öffentlich angekündigt wurde die Veranstaltung nicht, einen Tag vor dem Event twitterte das Projekt eine stark begrenzte Einladung für die virtuelle, aktive Teilnahme. Einen Grund für dieses Vorgehen nannte das Board bisher nicht. Wie beschrieben war die passive Teilnahme per Video-Stream möglich.